Als wir Mainz am frühen Morgen verlassen, haben wir noch einen kranken Maël im Anhänger, dessen Gesicht trotz aller Sommerbräune ziemlich weiss ist. Doch schon um die Mittagszeit ist alles überstanden: Er kann essen, trinken und fröhlich auf dem Spielplatz rumrennen.
Von der Fahrradstrecke her bleiben wir am linken Rheinufer, das wir bisher nur für den Aufenthalt in Karlsruhe kurz verlassen haben. Zu Beginn der Strecke bereuen wir das: Wir fahren in Mainz selber nur durch unschöne Industriezonen und auch danach ist der Radweg so dürftig wie noch nie. Doch nur ein paar Ortschaften weiter verändert sich alles und wir merken, dass wir uns nun auf dem schönsten Streckenabschnitt befinden, den wir bisher befahren haben.
Die ganze Strecke zwischen Mainz und Koblenz ist voller wunderschöner Burgen und alter Stadttore. Mit dem Auto oder dem Zug kann man sicherlich jeweils einen kurzen Blick darauf erhaschen - mit dem Fahrrad aber bleiben wir minutenlang gefangen und geniessen den Fluss und die Relikte aus vergangenen Zeiten. Um die Kinder nicht zu strapazieren, beschliessen wir die Strecke zu unterteilen und übernachten deshalb in Bacharach. Den Ort haben wir vollkommen willkürlich ausgewählt, da er sich etwa in der Mitte von Mainz und Koblenz befindet. Um so erstaunter sind wir, als wir ein wunderschönes mittelalterliches Dorf betreten, welches auch eindeutig als Touristenmagnet wirkt.
Wir geniessen den Abend in einem Restaurant und besuchen danach noch den Spielplatz, der direkt am Rheinufer liegt. Wäre da nicht die Hexe von Hotelbesitzerin... Nach einer unfreundlichen Begrüssung kündigt sie an, dass sie von 8-10h Frühstück serviert. Am nächsten Morgen um 9h fährt sie ihre Gäste an, dass sie jetzt gefälligst das Frühstück beenden sollen, weil Punkt 10h Check Out ist und sie keine Minute länger offen habe... Die Frau lebt wohl von Einmal-und-nie-wieder-Übernachtungen... :-)
Schon beim Beginn der Tagesetappe von Bacherach nach Koblenz hat Claudia Bauchschmerzen und beschliesst, das Frühstück an diesem Tag auszulassen. Wir radeln etwas gemächlicher durch die Gegend als sonst und ich merke schnell, dass sie die heutige Fahrt so gar nicht geniessen kann. Irgendwann kommen wir schliesslich bei der berühmten Loreley an. Ein wichtiger Name - grosse Erwartungen - aber irgendwie ist es halt doch nicht mehr als ein Schieferfelsen... Wenigstens glaube ich nach kurzer Zeit wirklich den Gesang einer Nixe zu hören. Ich überlege mir, ob die bei lesbischen Frauen die gleiche Wirkung hat wie bei hilflosen männlichen Seefahrern und sehe mich schon in die Tiefe stürzen - bis ich merke, dass es wohl doch keine Nixe war. Es sind die Würgegeräusche meiner Liebsten - die Magendarmgrippe ist nun von Léan über Maël zu ihr gewandert... :-(
Trotz Bauchkrämpfen und Übelkeit beschliessen wir weiterzufahren. Kotzend im Hotelzimmer zu liegen ist ja auch nicht so das Wahre... Also kämpft sich Claudia an diesem Tag 55km von Burg zu Burg, wobei wir häufig gerade mal 10 km/h schaffen (normalerweise fahren wir zwischen 20 und 25). Als wir in Koblenz ankommen, ist sie fix und fertig und ich bin wahnsinnig stolz auf sie. <3
Und die Kinder haben beim abendlichen Telefonat mit den Grosseltern was wirklich Tolles zu erzählen: "Mamma hat vor die Loreley gekotzt!"
Am nächsten Tag wird Claudia eine Zwangspause verordnet und Maël findet, dass er sich nun mal ein bisschen "erholen" möchte (Anhängerfahren ist halt eeeeecht anstrengend...).
Also radeln Léan und ich ans Deutsche Eck und fahren mit der Seilbahn über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein. Unter uns fliesst die Mosel in den Rhein und auf dem tollen Spielplatz neben der Festung verbringen wir eine schöne Zeit zu zweit.
Abends gehen wir alle mit dem Wissen ins Bett, dass wir am nächsten Tag unsere letzte Fahrradstrecke vor uns haben - und Mami nun auf keinen Fall auch noch krank werden darf. Dann machen wir die Äuglein zu und schlafen nach einer, zwei, drei, vier, fünf, ... Gutenachtgeschichten endlich ein.
Kommentar schreiben
Alexandra (Sonntag, 18 August 2019 07:34)
Ohh ihr lieben!!!! Ich hoffe ihr lässt jetzt alle Viren im Anhänger! Ist ja eigentlich kein toller Start! Aber ihr meistert das sooo gut!!! Ich genieße es zu lesen und habe das Gefühl etwas bei euch zu sein! Gute Besserung tapfere Claudia!!!
KR (Sonntag, 18 August 2019 14:06)
ihr lieben, verfolge spannend eure abenteuer... und bin froh dass es euch allen wieder gut geht�wir haben gestern geburtstag der BTS girl ( die lieblingscousine eurer kinder) gefeiert und haben heute auch einen relaxtag eingeplant ��morgen steigt ja schon die nächste party der verrückten tante��! weiterhin gute fahrt und gibt sorg zu den nonnis, sind ganz nervös euch wiederzusehen. baci euch allen! zia Katia und co.
Simone (Sonntag, 18 August 2019 14:23)
Es ist so schräg, die Fotos meiner Heimat in eurem Block zu sehen. Meine Eltern wohnen ganz nah an dem Spielplatz und Tim liebt ihn �
Lucia-Kerstin (Sonntag, 18 August 2019 22:48)
Euch erwischt es ja am laufenden Band. Also Hut ab, dass ihr so weiter radelt!
Nun können wir euch nur mal eine Zeit ohne kleine Katastrophen wünschen!
Ich hoffe für Alexandra das ihr der Magen Darm Virus erspart bleibt!
Grüssle von der ollen Tante an alle
Nadine P. (Mittwoch, 21 August 2019 20:53)
Hoffe, ihr seid wieder alle wohl auf. Weiterhin gute Reise!