Von Banff nach Jasper

Nach zwei Wochen in Canmore fühlen wir uns hier schon fast wie daheim und wir merken, dass es uns allen richtig schwer fällt Abschied zu nehmen. Wir werden vieles vermissen: Kiki, unser Streifenhörnchen, unseren Safeway-Supermarket, die atemberaubende Bergkulisse, die Nähe zu unzähligen schönen Wanderwegen und unser Häuschen mit dem Kamin, den wir trotz Léans Unfall über alles lieben. 

 

Zum Abschied überlegt sich Canmore noch was ganz Spezielles für unsere Kinder: Es lässt Schnee vom Himmel fallen! Und zwar nicht nur ein paar Flocken, sondern so richtig! Über Nacht wird die Welt weiss und die Kinder rennen freudestrahlend nach draussen, während wir ihnen panisch ein Paar Handschuhe besorgen... Schnee im September, das ist auch für Banff aussergewöhnlich und so verbringen wir die letzten Tage draussen in der Natur und auf dem Spielplatz, wo wir mit der Zunge Schneeflocken fangen, einen winzigen Schneemann bauen und wild und lachend durch die Schneeberge rennen. Bei der Abfahrt ist der Spuk dann aber auch schon wieder vorbei und nun, liebe Wettergötter, brauchen wir bis mindestens Mitte Januar bitte keine Minustemperaturen mehr... ;-)

Von Banff aus geht es nun in den Norden, wo an den Banff-Nationalpark der Jasper-Nationalpark angrenzt. Auch dieser liegt in den Canadien Rockies und wartet mit einer der schönsten Strassen der Welt auf: dem Icefields Parkway. Dies ist ein 230 km langes Teilstück des Highway 93, das mit atemberaubender Natur aufwartet: So fahren wir nicht nur mitten durch die sagenhafte Bergwelt der Rocky Mountains, sondern sehen auch Gletscherzungen, die fast bis zur Strasse reichen, tiefblaue Seen, mehrere Flüsse, Wasserfälle und eine Herde Bighorn Sheep, die direkt am Strassenrand grast. 

Die Autofahrt dauert fünf Stunden - und kommt uns vor wie die "kürzeste" Fünfstundenfahrt, die wir je erlebt haben. Im Gegensatz zu den monotonen Autobahnen in der Schweiz, Deutschland und Italien, die wir meist befahren, ist man hier einfach nur "geflasht" und die Zeit vergeht wie im Flug. Die endlose Weite und das ständige Staunen machen glücklich - hier waren wir sicherlich nicht zum letzten Mal.

 

Zum Übernachten fahren wir nach Tête Jaune Cache auf einen einfachen, aber wunderschön gelegenen Campingplatz, auf dem wir zwei Nächte in einer Cabin verbringen. Der Zeltplatz liegt zwar im Nirgendwo, aber direkt an einem Fluss, an dem die Kinder wunderbar mit dem Schlamm spielen können. Ausserdem hat er einen kleinen Spielplatz, zahlreiche Feuerstellen und vor allem (wie überall in Kanada) auffallend gastfreundliches Personal. Als wir uns bei unserer Ankunft nach dem nächsten Lebensmittelgeschäft erkundigen, wird abgewunken. Aus dem Tiefkühler holen sie vier komplette Gerichte (zwei Mal Lasagne und zwei Mal Roastbeef mit Mashed Potatoes und Brokkoli), die wir im Mikrowellen auftauen und danach geniessen können - und sie wollen kein Geld dafür! <3

 

Am nächsten Tag fahren wir direkt nach Jasper, wo wir uns in einem Supermarkt mit Grillgut eindecken wollen - und finden dort Schweizer Cervelat! Da müssen wir einfach zuschlagen und so entfachen wir abends ein grosses Lagerfeuer und fühlen uns kulinarisch wie Zuhause.

Vom Jasper-Nationalpark geht es nun zum letzten Ziel in Kanada: Vancouver wartet auf uns. Mitten auf der Strecke läuft uns dieses Mal ein Wolf über den Weg. Wir sind hin und weg - und ich überwinde langsam den Schmerz, keinen Bären gesehen zu haben...

 

Um die Fahrt erträglicher zu machen, entschliessen wir uns jedoch für einen Zwischenstopp in der Stadt Kamloops. Ein Glücksfall - wir landen in einem wunderschönen AirBnB. Die Besitzer sind Jessica und Jon und ihre beiden Kinder. Schon am ersten Abend freunden wir uns sofort mit ihnen an. Die Kleinen rennen mit dem vierjährigen Remy auf dem riesengrossen Grundstück herum, das uns einfach umhaut. Es ist in etwa so gross, wie der Holderstüdelipark in Muttenz und hat einfach ALLES: Ein grosses Haus, eine grosse Doppelgarage, ein Gästehaus, ein Gästehaus-Garten (nur schon der ist etwa sechsmal so gross wie unser Garten zu Hause), eine Rutschbahn, zwei Schaukeln, ein Spielhaus, einen Sandkasten, einen gepflasterten Bereich zum Fahrrad- und Trottinettfahren, eine riiiiiieeeeeeesige Rasenfläche, mehrere wunderschöne Bäume, eine Hecke, die man als Tunnel nutzen kann, eine grosse Terasse, einen Gemüsegarten und einen Hühnerstall. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus...

 

Noch besser wird es, als Jon verrät, was sich in ihrer Garage verbirgt: Er braut selber Bier! Der weitere Ablauf ist klar: Die nächsten zwei Abende ist Claudia verplant und ich übernehme die Kinder. ;-) Claudia trinkt das beste Bier, das sie bisher in Kanada probiert hat und versucht Jon Mut zu machen aus seinem Hobby seinen Beruf zu machen - denn brauen kann er definitiv!

 

Zwei Tage verbringen wir hier in Kamloops. Wir besuchen den BC Wildlife Park (einen gemütlichen Tierpark) und den Farmers Market, wo wir lokale Produkte einkaufen und im Sonnenschein auf dem Spielplatz schlemmen. Abends werfen wir den Grill an und sind glücklich. Irgendwie fühlt es sich hier an, als wären wir bei guten Freunden zu Besuch - und das ist wunderschön!

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Kommentare: 3
  • #1

    Lucia-Kerstin (Dienstag, 08 Oktober 2019 22:30)

    Was für tolle Bilder
    Einfach spitze bin jedesmal hin und weg von euren Erlebnissen
    Eure olle Tante aus dem Schwabenländle

  • #2

    Maria (Mittwoch, 09 Oktober 2019 13:50)

    Sooo schöne Bilder! Wow!
    Ich kann mir Claudia's leuchtende Augen beim Bierbrauer so richtig vorstellen. :)

  • #3

    Thomi (Donnerstag, 19 Dezember 2019 16:59)

    Ändlig hann y Zyt wieder emol in eurem Blog z lääse. Do kunnt jo Färnwee uf, die Bilder, Kanada: Meeegaschöön! Y hoff dr "Glöpfer" hett gschmeggt (Cervelat?!? S isch Zyt, dass iir heim kömmed und wieder emol Baseldütsch redet... ;-))