Bay of Plenty & Rotorua

In der Bay of Plenty erwartet uns vor allem eines: Sonne! Und so liegen wir Anfang November am Strand, geniessen die 30 Grad und verbringen den Nachmittag mit Wellenhüpfen. Nur Claudia ist das Meer noch immer viiiieeeel zu kalt, weshalb sie mich und die Kinder lieber kopfschüttelnd vom Strand aus beobachtet... :-)

 

Wir wohnen hier in einer wunderschönen Wohnung, in der wir uns schnell so richtig daheim fühlen. Die Besitzer wohnen gleich über uns, und da sie auch einen 4-jährigen Sohn haben, finden die Kinder schnell Anschluss und spielen abends im Garten zusammen. Es ist immer spannend sich mit Einheimischen unterhalten zu können. Im Garten wachsen Mandarinen, die mindestens so gross sind wie die bei uns erhältlichen Orangen, und Avocados. Der Avocado-Baum ist riesig und die Kinder versuchen sich beim Ballspielen zu einigen, ob nun Fussball (unsere Mäuse) oder Rugby (der Kiwi-Junge) gespielt werden soll... :-) Am Schluss wird es eher eine Art Baseball und wir Eltern gehen schnell in Deckung, bevor wir zum Ziel der Attacken werden...

 

Da wir nach bald zwei Monaten Sehnsucht haben, uns mal wieder etwas auf Deutsch unterhalten zu können, schalten wir auf Facebook eine Anzeige, um herauszufinden, ob es noch andere deutschsprachige Familien gibt, die sich momentan in der Bay of Plenty aufhalten. Am nächsten Tag treffen wir uns mit Luise. Sie geniesst mit ihrem kleinen Konstantin gerade ihre Elternzeit, in der sie zu zweit mit einem Büschen durch Neuseeland reisen. Von diesen "In-Elternzeit-Eltern" treffen wir hier in Neuseeland ganz viele und wir beneiden diese Freiheit, während in der Schweiz noch immer über die neu erkämpften zwei Wochen Vaterschaftsurlaub diskutiert wird... Nachdem wir schliesslich noch herausfinden, dass Luise gerade an diesem Tag ihren 40. Geburtstag feiert, schmettern wir ein freudiges "Zum Geburtstag viel Glück" hin und feiern bei einer Runde Eis. 

 

Am nächsten Tag geht es weiter nach Rotorua. Die Stadt ist für ihre vulkanischen Aktivitäten bekannt: Hier hat es überall blubbernde Tümpel, Heisswasserquellen, Erdspalten, aus denen heisser Dampf austritt und auch einzelne Geysire, bei denen das Wasser meterhoch in die Luft schiesst. Dazu gehört jedoch auch der konstante Schwefelgeruch, der je nach Wetterlage mal mehr und mal weniger zum Vorschein kommt. Doch trotz der Geruchsbelästigung ist das Erlebnis einmalig, weshalb wir ab sofort die Autofahrten mit Hörbüchern über die Entstehung und den Aufbau von Vulkanen verbringen und Maël es schon jetzt kaum abwarten kann, endlich alt genug zu sein, um in Island in einen richtigen Vulkan klettern zu dürfen...

Wir besuchen hier ausserdem den Redwood Forest - einen künstlich angelegten Wald aus kalifornischen Mammutbäumen, die mit einer Maximalhöhe von 110 Metern zu den grössten Bäumen der Welt gehören. Mitten im Wald befindet sich ausserdem ein Treewalk, auf dem man auf hohen Hängebrücken zwischen den Bäumen herumspazieren und die Welt von oben betrachten kann. Bei Nacht werden der Treewalk und die Umgebung mit zahlreichen Lampen, Lichterketten und Lichtanimationen beleuchtet, was das Ganze zu einem wunderschönen Erlebnis werden lässt.

 

Als wir gegen 22.00h auf unseren Campingplatz fahren, ist Léan nach wenigen Sekunden eingeschlafen. Und auch Maël sitzt mit geschlossenen Augen in seinem Kindersitz und schlummert friedlich vor sich hin. Wir sehen die Gunst der Stunde, wenden das Auto und fahren kichernd zum verteufelten gelben M, wo wir uns klammheimlich ein Eis holen wollen. Als wir auf dem Parkplatz ankommen und Claudia gerade aussteigen will, schreit es von der Rückbank plötzlich in voller Lautstärke: "Juhuuuuuu, McDonalds!!!" Unser nächtlicher Ausflug ist also schrecklich in die Hose gegangen und wir fahren nicht nur mit dem ersehnten Eis, sondern auch mit einem Burger für den hungrigen Tiger zurück, während das kleinste Mäuschen von allem nichts mitbekommen hat und friedlich weiterschlummert...

Rotorua ist ausserdem die Stadt mit der zweitgrössten Maori-Bevölkerung in ganz Neuseeland. Somit gibt es hier die Möglichkeit, Zentren zu besuchen, in denen man Maori-Kunst bewundern und sich die typischen Tänze, Tätowierungen und Kleidungsstücke anschauen kann. Wir überlegen uns lange, ob wir ein solches Zentrum besuchen sollen, entschliessen uns schliesslich jedoch dagegen. Es kommt uns irgendwie so vor, als würden die Menschen dort wie im Zoo ausgestellt. Trotzdem ist es natürlich eine Einnahmequelle - wie immer eine schwierige Entscheidung, die jeder nur für sich selber treffen kann.

 

Grundsätzlich haben wir das Gefühl, dass es der First Nation in Neuseeland im Grossen und Ganzen alles andere als gut geht. Sie sind meist unter sich, was sicherlich auch daran liegt, dass ihnen ihre Familie und ihre Tribes ganz wichtig sind. Trotzdem scheinen sie sehr isoliert und man merkt, dass viele bildungsfern und von Armut betroffen aufwachsen. Das ist ein riesiger Widerspruch zum wahren Maori-Kult, den die Tourismusbrache zelebriert und der natürlich mit seiner Einzigartigkeit auch wirklich anziehend wirkt. Nach wie vor ist Neuseeland, wie so viele andere Länder, halt doch ein gestohlenes Stück Erde, das nicht nur neuen Lebensraum für zahlreiche Europäer, sondern auch den Untergang für waffentechnisch Schwächere bedeutet. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Tamara und Mätthu (Sonntag, 24 November 2019 17:32)

    Soooo schön! Ihr lasst uns in der Vergangenheit schwelgen � liebe Grüsse von uns beiden!