Vor 18 Jahren bin ich Mitte Dezember wieder aus Neuseeland in die Schweiz geflohen - dieses Mal ziehen wir es jedoch durch: Wir feiern Weihnachten im Sommer...
Als "Tatort" haben wir uns hierfür Christchurch auserkoren. Christchurch ist die grösste Stadt der Südinsel - und (aus unserer Sicht) leider ohne irgendwelchen Charme...
Da die Stadt auf einer komplett ebenen Fläche liegt und fast überall aus ein- bis zweistöckigen Gebäuden besteht, fällt es schwer, sich irgendwelche markanten Punkte einzuprägen oder einen besonderen Aufbau zu erkennen. Ausserdem wurde Christchurch 2010 und 2011 von zwei schlimmen Erdbeben heimgesucht. Das zweite Erdbeben hat grosse Teile des Stadtzentrums zerstört und 185 Menschen das Leben gekostet. Seitdem versucht die Stadt, sich wieder zu erholen, wobei einige Einwohner nach dem zweiten Beben die Gegend ganz verlassen haben.
Während der Dezember in der Schweiz mit Kekse backen, Weihnachtsmarkt besuchen, Glühwein trinken und Kerzen anzünden zelebriert wird, steht er hier in Neuseeland hauptsächlich für den Beginn der Sommerferien... Und so ist es mit der Weihnachtsstimmung auch echt schwierig.
So wie wir das feststellen konnten, werden die Festtage hier aufs Nötigste reduziert. Man findet zwar im Supermarkt überall etwas Weihnachtsgebäck, während die Mitarbeitenden mit Santa-Mützen rumlaufen und auch mal einen kleinen Weihnachtsbaum aufstellen; trotzdem scheint sich der ganze Christmas-Hype hier ziemlich in Grenzen zu halten - was bei den auf den Kopf gestellten Jahreszeiten auch kein Wunder ist. Denn während das Radio ein schon für uns unrealistisches "White Christmas" verspricht, läuft man am anderen Ende der Welt dabei in Flipflops durch die Strassen und trifft sich mit seinen Freunden zum Grillen...
Und trotzdem ist es am Schluss irgendwie doch nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Während wir den 24. Dezember weihnachtstechnisch ganz auslassen, feiern wir den 25. Dezember dann irgendwie doch ganz weihnachtlich: Als die Kinder morgens aufwachen, steht da nämlich ein kleines Weihnachtsbäumchen mit zwei kleinen Geschenken pro Kind - das Christkind hat also wirklich den weiten Weg nach Neuseeland für sie auf sich genommen! Nach einem leckeren Frühstück mit Crêpes machen wir uns sogar auf in den Schnee... Wir besuchen nämlich Antarctica - ein Museum, bei dem sich alles rund um den hier gar nicht so weit entfernten Südpol dreht und wir als Highlight einen Raum betreten können, in dem ein arktischer Schneesturm simuliert wird.
Danach kochen wir (dieses Jahr ganz ohne klassische Weihnachtsessen-Verpflichtung) einfach mal das, auf was wir alle Lust haben und essen somit ein leckeres Spaghetti Carbonara, bevor wir "Grossen" die Mäuse noch auf einen Überraschungsausflug entführen: Wir besuchen nach dem Eindunkeln die Christchurch Christmas Light Show (hier findet ihr ein tolles Video). Das ist eine Ausstellung mit über 400'000 Lichtern, die der 60-jährige Carl jeweils während zehn Monaten in kompletter Eigenregie aus dem Boden stampft und damit die Besucher jedes Jahr von Neuem verzaubert. Zu den Lichtanimationen läuft jeweils passende Musik, wobei er aber bewusst auf Weihnachtsmusik verzichtet, da er diese nämlich nicht mag und sie ja dann selber jeden Dezemberabend anhören müsste... ;-)
Und obwohl dieser Tag natürlich komplett anders war, als wir das von zu Hause aus kennen und lieben, merken wir beim ins Bett fallen doch, dass auch diese Variante von Weihnachten seinen Reiz hat - wenn man denn am 25. Januar daheim nochmals "richtig" nachfeiern kann... ;-)
Ja, und dann brechen auch schon unsere letzten Tage in Neuseeland an... Während wir diese hauptsächlich in Parks, im Zoo und auf dem grössten Spielplatz der südlichen Hämisphäre verbringen, sitzen wir auch oft in der Sonne und denken über die letzten zweieinhalb Monate nach.
Neuseeland war für uns ein Land der Gegensätze. Mit seiner atemberaubenden und einzigartigen Natur ist es beeindruckend. Wir haben hier so viele Stunden an wunderschönen Orten verbracht und dabei Pflanzen und Tiere beobachtet, die es an keinem anderen Ort der Welt zu sehen gibt. Ausserdem ist es von der Landschaft so facettenreich, dass es uns oft die Sprache verschlagen hat: Strände, schneebedeckte Berge, Vulkane, Regenwald, Sanddünen - in Neuseeland hast du das komplette Paket und dabei oft noch so verteilt, dass du alles an einem Tag abklappern könntest.
Trotzdem war es gerade nach Kanada schwierig, sich hier zu Hause zu fühlen. Auch wenn in Reiseführern über Neuseeland häufig die Gastfreundschaft gelobt wird, ist diese mit Kanada nicht zu vergleichen. Wir haben die Kiwis als viel verschlossener und auch rücksichtsloser erlebt - gerade im Strassenverkehr bemerkt man den Unterschied schon am ersten Tag.
Und so haben wir beim Besteigen des Flugzeugs, das uns zu unserer letzten Reiseetappe führen wird, gemischte Gefühle: Einerseits vermissen wir Neuseeland schon jetzt, andererseits freuen wir uns schon wahnsinnig auf das Land des Lächeln - und einen "richtigen" Sommer, bei dem auch endlich Claudia mal den Pulli weglassen kann... ;-)
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Alex 2 (Mittwoch, 01 Januar 2020 19:06)
Juhuu endlich 2020! Ihr kommt bald heiiiimmm!!!! Wie sieht eigentlich euer Gepäck aus? Ist es nicht schon viel mehr geworden? Schickt ihr manchmal was heim?