Unser Paradies in Koh Phangan

Die Sitzplätze sind wirklich grosszügig bemessen und so haben nicht nur wir vier, sondern locker auch unsere grossen Rucksäcke und unser Essens- und Trinkvorrat neben uns Platz. Nachdem der Zug pünktlich losgefahren ist, werden kurz die Tickets kontrolliert und dann werden die Sitze von einem Mitarbeiter auch schon schnell und gründlich in ein gemütliches Nachtlager umgebaut. Die zwei sich gegenüberliegenden Sitze werden hierbei zu einem unteren Bett und eine ausklappbare Pritsche zum oberen Bett verzaubert. Ausserdem wird alles mit einer Matratzenauflage, einem Leintuch, einem Kopfkissen und einer Decke ergänzt, wodurch ein bequemeres Bett als in so manchen AirBnB entsteht. Vor jedem Bett wird noch ein Vorhang angebracht und so fühlen wir uns in unserer grosszügigen Schlafhöhle so wohl, dass wir die oberen, etwas schmaleren Betten schliesslich nur für das Gepäck nutzen: In den unteren Betten hat problemlos jeweils ein Erwachsener mit einem Kind Platz und durch das gemütliche Rattern fallen wir alle schnell in einen tiefen und erholsamen Schlaf. Ganz ehrlich: So gemütlich sind die Schlafwagen der zweiten Klasse in Deutschland und Italien (wo ich bisher gefahren bin) eindeutig nicht!

In Surat Thani angekommen, müssen wir etwas auf den Bus warten, der uns zum Fährterminal bringt. Hier kommen viele Touristen zusammen, die von den Thais etwas chaotisch, aber immer wahnsinnig freundlich zum richtigen Bus gelotst werden. Danach geht es mit dem Schnellboot über Koh Samui nach Koh Phangan - auch das komplett unkompliziert, wenn da nicht die Klimaanlage wäre, die uns alle zum Schlottern bringt. Auf der Rückfahrt werden wir uns den Sitzplatz definitiv weit entfernt von diesem Monster aussuchen...

In Koh Phangan angekommen, steht schon unser Taxt bereit, das uns zum Thong Mai Pan Yai Beach im Nordosten der Insel bringt. Hier befindet sich das Longtail Beach Resort, was in den nächsten zwei Wochen zu unserem persönlichen Paradies und somit zum perfekten Abschluss unserer Reise wird. 

Das Longtail Beach Resort besteht aus gemütlichen Bungalows mit einfacher Ausstattung, einem Pool und einem schönen flachen Sandstrand, auf dem auch direkt das Restaurant steht - weshalb wir für die gesamte Zeit sogar unsere Flip Flops in die Ecke werfen und ab sofort barfuss unterwegs sein können. Speziell am Longtail sind die vielen deutsch sprechenden Familien, die hier meist einen längeren Urlaub, einen Teil ihrer Elternzeit oder sogar den ganzen Winter verbringen. Für eine "normale" Thailandreise würden uns so viele Deutsche sicherlich abschrecken - im Moment ist es jedoch genau das Richtige für uns. Nach fünf Monaten, in denen die Kinder nur ganz wenig Kontakt zu anderen deutschsprachigen Kindern hatten, geniessen sie die nun möglichen Freundschaften ohne Sprachbarriere und so wird unser Aufenthalt für uns wirklich zum Paradies:

Wenn wir morgens aus unserem Bungalow kommen, rennen Maël und Léan sofort zu Ole, Leo, Marie, Max, Niklas, Simon, Laura, Lili und all ihren anderen Freunden, mit denen sie anschliessend am Strand oder am Pool eigenständig ihren Tag verbringen. Mami und Mamma braucht es somit nur bei Hunger, Durst oder zur Poolaufsicht und so geniessen wir meist die Sonne im Liegestuhl liegend, bei der Massage (auch die Kiddies!), mit neuen Freunden quatschend oder im leckeren Restaurant. Nach fünf Monaten Einzelkämpfer-Status in der grossen weiten Welt tut die Gemeinschaft mit anderen unendlich gut und wir würden am liebsten einfach die Zeit anhalten.

Wir merken hier ausserdem einmal mehr, wie wahnsinnig selbstständig unsere Mäuse in den letzten sechs Monaten geworden sind. Sie entdecken eigenständig ihre Welt, gehen offen und aufgeschlossen auf neue Kinder zu und lassen uns gleichzeitig in jedem Moment wissen, dass wir ihnen Vertrauen können und sie auch wirklich wissen, was sie können und was sie lieber bleiben lassen. 

Und da es uns hier so gut geht, merken wir, dass wir es nun auch wirklich mal geniessen, einfach mal nichts anderes zu tun, als zu faulenzen, Bücher zu lesen und stolz unseren Nachwuchs zu beobachten. Ein einziges Mal in zwei Wochen mieten wir zwei Roller und fahren damit mit den Kindern nach Thong Sala auf den Nachtmarkt, wo wir uns mit ein paar Souvenirs und leckerem Essen eindecken. Und obwohl wir uns im Vorfeld beim Thema Rollerfahren und Kinder sehr unsicher waren, geniessen wir alle die (sicherheitsbedingt mässig) rasante Fahrt und sind froh, dass wir uns hier auf der verkehrsarmen Insel so unbeschwert bewegen können.

Zwei Tage vor Abreise feiert Claudia hier auch ihren 29. (oder so...) Geburtstag, der von einem gemeinschaftlichen "Happy Birthday" am Pool begonnen, einer Pancake-Nutella-Torte beim Abendessen zelebriert und mit neugewonnenen Freunden gemütlich am Stand beendet wird. So könnte Claudia definitiv jeden Geburtstag feiern...

Und so sind wir auf dieser letzten Etappe zwar voller Vorfreude, aber vor allem auch sehr wehmütig, dass unser grosses Abenteuer nun bald schon zu Ende geht. Die Kälte ist uns hier momentan so fern, wie sie nur sein könnte und wir verbringen die Zeit lieber damit, neue Thailandpläne zu schmieden, als dem unabwendbaren Ende ins Gesicht zu sehen...